B e r i c h t
über die
Orgel von Lorenz Franz Richter aus dem Jahre 1753
Die Orgel in der Pfarrkirche St.Leonhard bei Freistadt läßt sich mangels anderer Unterlagen nur an Hand der Inschriften, welche sich in der Orgel befinden, historisch beschreiben.
Auf der Innenseite des mittleren Spundbrettes der Hauptwerkwindlade wurde die Orgel signiert
"Lorentz Richter, Orgel Macher zu Freystatt, 1753."
Der bekannte Orgelbauer aus Freistadt hat dieses zweimanualige Werk mit Pedal auf der Westempore am zweiten Chor gebaut.
Weitere Inschriften befinden sich auf der Gehäuseinnenseite.
Dem späteren Zeitgeist entsprechend wurden zwei Streicherstimmen, nämlich Salicional 8‘ in das Hauptwerk sowie Gamba 8‘ in das Brüstungspositiv eingebaut. Nicht erruieren läßt sich, wann die Keilbalganlage durch eine Magazinbalganlage ersetzt wurde. Auf Grund der Inschrift von 1902 kann angenommen werden, daß die originalen Blasbälge noch vorhanden waren.
Die Manualklaviaturen: Die obere Manualklaviatur stammt aus dem 19. Jhdt., die untere Klaviatur ist original, jedoch mit neueren Tastenbelägen.
1968 wurde im Zuge einer Kirchenrestaurierung der zweite Chor abgetragen und die Orgel auf den ersten Chor transferiert.
Die nicht mehr orginale Disposition bis zur Restaurierung lautete:
Hauptwerk
Copl 8' Holz Salicional 8' C-G Holz, Forts. Zinn Prinzipal 4' Prospekt, Metall Quinte 3' Metall Octav 2' Metall Mixtur 3fach(1 1/3') Metall
Brüstungspositiv
Copl 8' Holz Flauto 4' Holz Gamba 8' Metall Principal 2' Prospekt, Metall
Pedal
Sub Bass 16' Holz Octav Bass 8' Holz Octav Bass 4' Holz
Manual-Schiebekoppel
Manual-Umfang:C - c''' mit kurzer Baßoctave, 45 Tasten und Töne Pedal-Umfang:C – gis° mit kurzer Bassoctave, 17 Tasten und 15 Töne Taste fis° = Ton Fis Taste gis° = Ton Gis
RESTAURIERUNGSARBEITEN
Nach Abtragen des Werkes und sorgfältiger Reinigung aller Orgelteile wurde eine genaue Sichtung vorgenommen.
Hiebei stellten sich verschiedene Details heraus, wie z.B. anstelle des Registers Gamba 8‘ im Brüstungspositiv stand ursprünglich ein Register Quint 1 ½‘. Dies ließ sich auf Grund der Größe der Windladenbohrungen eindeutig nachweisen. Pfeifen dieses Registers fanden sich im Register Quint 3‘.
Auf Grund der dabei gewonnenen Erkenntnisse wurden folgende Änderungen in der Registeraufstellung durchgeführt:
Hauptwerk: Das aus dem 19.Jhdt. stammende Salicional wurde entfernt und die Copl 8' (ältere Bauweise, 17. Jhdt.) wieder an ihren ursprünglichen Platz gesetzt. Auf dem freigewordenen Stock wurde die Flöte 4' untergebracht. Die Pfeifen des Registers Flöte 4' wurden nach dem Muster der Orgel Dolni Dvoriste nachgebaut.
Brüstungspositiv: Anstelle des Registers Gamba 8‘ stand ursprünglich ein Register Quint 1 ½‘. Die in der Quint 3‘ enthaltenen Pfeifen wurden restauriert und wieder verwendet, die restlichen Pfeifen wurden in Material und Bauweise nach vorhandenem Muster neu gefertigt.
Disposition nach der Restaurierung
Hauptwerk
Copl 8' Holz, 17. Jhdt. Prinzipal 4' Prospekt, Met., Richter Flöte 4' Holz, neu, offen Quinte 3' Metall, zum Teil neu Octav 2' Metall, Richter Mixtur 3fach (1 1/3') Metall, Richter
Brüstungspositiv
Copl 8' Holz, Richter Flauto 4' Holz, C-c‘ Richter, ged. ab cis‘offen. Principal 2‘ Prospekt, Met., Richter Quint 1 ½‘ Metall, z.T. aus Quint 3‘, Rest neu
Pedal
Sub Bass 16' Holz, Richter Octav Bass 8' Holz, offen, Richter Octav Bass 4‘ Holz, offen, Richter
Manual-Schiebekoppel
Manual-Umfang: C - c''' mit kurzer Baßoctave, 45 Tasten und Töne Pedal-Umfang: C – gis° mit kurzer Bassoctave, 17 Tasten und 15 Töne Taste fis° = Ton Fis Taste gis° = Ton Gis
Windladen: Sämtliche Windladen wurden in ihre Einzelteile zerlegt und total verwurmte Teile erneuert. Der Kanzellenverband wurde abgerichtet und beide Windladenseiten mit Spaltleder belegt. Es erfolgte das Abrichten der Ventile sowie eine neue Belederung derselben. Neue Ventilführungsstifte wurden angebracht.
Die zu erneuernden Stöcke fertigten wir nach vorhandenem Muster; alle Stöcke erhielten Span.Reiter.
Pfeifwerk: Genaues Vermessen des gesamten Pfeifwerkes.
Die Zinnpfeifen wurden vorsichtig ausrundiert, wo nötig (z.B.Stimmschlitze) neue Teile mit entsprechender Legierung eingesetzt, kaputte Füße vorsichtig abgetrennt und neu angesetzt.
Die Holzpfeifen waren mit einer Lackbeize überzogen, diese wurde bei sämtlichen Pfeifen entfernt, total verwurmte Teile ausgewechselt.
Spielanlage: Die aus dem 19. Jhdt. stammende obere Manualklaviatur wurde neu gefertigt, bei der unteren Manualklaviatur wurden die Tastenbeläge erneuert. Als Muster hiefür diente Dolni Dvoriste. Der originale Rahmen der Pedalklaviatur wurde wieder verwendet und die Tasten entsprechend nach Mensur und Muster Dolni Dvoriste neu gefertigt. Im Rahmen fanden sich eindeutig Hinweise, daß ursprünglich Holzfedern verwendet wurden. Dies wurde entsprechend rekonstruiert.
Die Spieltrakturen wurden genauest überarbeitet, die Wellenlagerstifte wo notwendig ausgewechselt.
Bei der Registertraktur erfolgte eine sorgfältige Überarbeitung und Erneuerung aller Lagerstifte.
Balganlage: Herstellung und Einbau von zwei neuen Keilbälgen mit Tretvorrichtung sowie einer entsprechend neuen Kanalzuleitung. Die alten Kanäle wurden überarbeitet und die Fugen mit Leder abgedichtet.
Gehäuse: Die fehlende Rückwand sowie die Dächer des Hauptgehäuses wurden neu (aus ca. 100 Jahre alten Holzbalken) gefertigt, Ausbesserung schadhafter Füllungen, Erneuerung des Positivdaches.
Alle Orgelteile aus Holz wurden vergast und mit einem Holzschutzmittel behandelt. Bei kleineren Holzteilen erfolgte die Abtötung der Schädlinge mit Mikrowelle.
Intonation und Stimmung: Es erfolgte eine sorgfältige Nachintonation nach den vorhandenen Gegebenheiten. Stimmungsart - Valotti. |