Susi Wallner

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 Susi Wallner und St. Leonhard

Das Verhältnis der Susi Wallner zu ihrem Geburtsort St. Leonhard schildert verlässlich ihr Biograph Camillo Valerian Susan.
Susan, der mit Susi Wallner persönlich in Verbindung gestanden sein muss und noch zu deren Lebzeiten aus vollen Quellen schöpfen konnte, schreibt:

„In Kremsmünster sah Frau Wallner neuen Mutterfreuden entgegen. Da sie sich aber kränklich fühlte, suchte sie in der Höhenluft von St. Leonhard am Predigerberg im Mühlviertel Heilung. Die Wahl dieses Ortes wurde dadurch veranlasst, dass in demselben ein verwandter Arzt (Bader) war. So begab sie sich denn im Herbst 1867 dorthin. Aber frühzeitig setzte in diesem Jahr ein richtiger Mühlviertler Winter ein. Gewaltige Schneefälle verhinderten bei dem Zustand der Frau und den damaligen Verkehrsverhältnissen die Rückkehr und zwang zum Zuwarten.

Susi aber wollte sich den Anblick des Mühlviertels nicht entgehen lassen, und so guckte sie zwei Monate zu früh, am 3. März 1868 in St. Leonhard in ihr zeitlebens geliebtes Heimatland. Aber fast hätte Mutter und Kind dieser erste Blick das Leben gekostet. Endlich im April 1968 konnte die Rückkehr Frau Wallners nach Kremsmünster stattfinden.“

Erst 38 Jahre später betrat Susi Wallner wieder die Stätte der Geburt. Diesmal war ihr Blick, mit dem sie Ort und Land überschaute, eine seelische Landnahme, ein Bewußtwerden teuerster heimatlicher Scholle.

Sie war mit ihrer Mutter von Sandl über Weitersfelden nach St. Leonhard gefahren und hier sah sie das Stüberl im Baderhaus, in dem sie geboren wurde. Es war leer, an der  Stelle, wo die Bettstatt gestanden war, lag ein Bündel Stroh: „Siehst, Mutter, wer auf dem Stroh gebettet ist, kommt nicht auf Federn“ sagte sie. Die Mutter antwortete: „Federn verweht der Wind! Dort liegts tägliche Brot“.

Kann die tiefe Verbundenheit zwischen Mutter und Tochter schöner und treffender geschildert werden, als es in diesem Zwiegespräch geschieht?

Hierauf führte die Mutter sie auf den nahen Predigerberg. Hier zeigte sie der Dichterin die herrliche Fernsicht über das Heimatland, das malerische Wald- und Bergland des Mühlviertels, bis zu den blauen Höhen des Böhmerwaldes und den fernen Gipfeln der Alpenkette vom Salzburgischen bis ins Niederösterreichische.

Oft war die Mutter vor Susis Geburt hier gestanden. Nun ließen sich beide nieder und die Mutter erzählt: „Einige Zeit vor der Geburt begegnete ihr im Hausflur eine Schlange. Vor Schreck schrie sie auf. Eine Nachbarin eilte herbei, sah die Schlange und sagte: „Was schrein S´ denn so? Das ist ja unser Hausnattern! Das ist a groß´ Glück für Ihna, aus dem Kind wird was Groß´.“ Die Mutter fütterte nun täglich die Schlange mit einem Schalerl Milch.

Soweit der Bericht von Susan.

Ein zweites Zeugnis über das Verhältnis der Susi Wallner zum Geburtsort St. Leonhard ist in der Erzählung „Mein Mutterl“ enthalten. Sie schreibt: „Trotzdem ich mich als Linzerin fühle, bin ich nicht hier geboren. Auch nicht in Kremsmünster, wo mein Vaterhaus steht, sonder zutiefst, oder eigentlich zuhöchst, in meinem geliebten Mühlviertel, in St. Leonhard am Predigerberg.“

Als drittes und vermutlich letztes Zeugnis in welchem Susi Wallner ihr Verhältnis zu St. Leonhard schildert, sind zwei Briefe anzusehen, welche sie anlässlich der Einweihung der ersten Warte nach St. Leonhard geschrieben hat. Diese zwei Briefe kamen dadurch zustanden, dass man nach einem Namen für die Warte suchte und sich dabei der in St. Leonhard geborenen und damals sehr bekannten Schriftstellerin erinnerte.

Der Verschönerungsverein schrieb an sie. Die sofortige zustimmende Antwort, welche uns inhaltlich auch einen kleinen Blick in ihre Wesensart, ihre Liebe zur Heimat und zu ihrem schriftstellerischen Schaffen geben, lauten wie folgt:

„Ischl, Bayr. Hof, 4.8.1931.
Lieber Verschönerungsverein! Herzlichen Dank für die Mitteilungen über den Beschluss des Vereines. Die Patenschaft der neuen Warte am Predigtberg nimm ich gern an und freue mich ihrer als einer Ehrung meines künstlerischen, langjährigen heimatlichen Schaffens, mit dem ich es allezeit ebenso ehrlich und ernst genommen, wie mit meiner Lieb´ und Treue für mein Heimatland.

Vor etwas 26 Jahren bin ich das erste Mal bewusst mit meinem Mutterl in St. Leonhard gewesen. Da hat sie mich überall herumgeführt: in mein Geburtshaus, das ehemalige „Bader – Stolzhäusel“ und auf den Predigerberg. Da oben hat sie mir erzählt von der Zeit, in der sie mich erwartete und hat in die Runde gedeutet: „Siehst das alles hab` ich oft geschaut und immer lieber gewonnen. Ich glaub`, ich hab dir damals schon die Liab zu diesem Mühlviertlerland übertragen“. Mutterl und ich haben auf dem Predigerberg eine jener unvergeßlichen Weihestunden erlebt, wie sie mir Mutterl so unzählig viele bereitet hat. Und dass just da oben eine Warte steht, die mit meinem Namen auch den meiner Mutter tragen wird, das ist bei der Annahme der Patenschaft meine tiefinnerste Herzensfreude. Ihrer lieben Einladung, zur Eröffnung der Warte zu kommen, kann ich leider nicht Folge leisten. Ich soll meine Kur hier nicht unterbrechen, vor allem aber, und das ist das Ausschlaggebende: ich kann meinen Mann hier nicht allein lassen. So sind halt meine Wünsche und Gedanken in St. Leonhard.

Glück auf mein God`n Kind! Mög´ es den Menschen recht eindringlich die Schönheit unseres Landls erschließen; Glück auf der Warte auf diesem Predigerberg – Glück auf allen jenen, die sie geschaffen. Herzlich grüßend Susi Wallner. An welchen der Herren soll ich mein Patengeschenk adressieren?“

Die Leonharder schrieben zurück und Susi Wallner antwortete:

„Ischl, 12.8.1931. Lieber Verschönerungsverein!
Lieber Herr Vorstand! Dank für den Brief! Leider muss ich schweren Herzens bei der Absage meines Kommens bleiben. Nach meiner, erst kürzlich überstandenen Erkrankung, die mit hohem Fieber verlief, würde mich mein Mann nur mit großer Angst um mich reisen lassen. Und das darf ich ihm nicht antun. So kann ich nur mein Treugedenken über alle sieben Berge hinweg nach meinem Geburtsort schicken und den innigsten Wunsch, der 16. möge ein rechter, richtiger Festtag werden, dem auch die Sonne hold ist.
Der Verschönerungsverein von Leonhard, der so unermüdlich und opferwillig für die Heimat wirkt und tatet, hat auch das böse Sprichwort vom Pfennig, der dort nicht gilt, wo er geschlagen wurde, zu Nichte gemacht. Ich danke nochmals für die Ehrung, die meinem künstlerischen Schaffen erwiesen wird, das ebenfalls der Heimat gilt und gehört, solange ich schaffen kann. Bitter lieber Herr Vorstand, sprechen Sie diesen herzwarmen Dank aus, den ich nur schreiben kann. Und bitte, gedenken Sie oben auf dem Predigerberg auch meines Mutterls, die mein treuester Kamerad gewesen. Jede Ehrung, die mir gilt, gilt auch ihr, denn erst war sie. Und was gut und tüchtig ist in mir, hab´ ich von ihr. Meinem großen Patenkind auf dem Predigerberg aber vermelden Sie meinen Herzensgruß. Glück auf! Susi Wallner!“

Wia ´s geht

Wia´s geht? Dank der Nachfrag.
Wia sag ich na glei;
geht´s nöt füri, geht´s z´ruck,
aber gehn tuat´s allwei.

Halb hinum, halbs herum,
bald krumm und bald g´recht,
zan Raunzen doch z´guat
und zan Lobn wieder z´schlecht.

Es zaht halt an iada
sein Binkerl mit um,
Heunt moanst: nu, es tragt sie;
Morgn schmeißts di schier um.

D´ Welt draht und verdraht si,
da magst halt nix macha;
So langst noh was Liabs hast,
magst allweil noh lacha.